Gastgespräch mit KARIN GRAF, Teil 1
by Tausenddorn
Zum Abschluss meiner Reihe von Gesprächen möchte ich heute Karin Graf vorstellen, die sieben Innenillustrationen für das „Licht …“ gezeichnet hat. Das war ein besonderer Wunsch meinerseits — ich hatte mit Karin schon bei „Narnia“ zusammengearbeitet, kannte ihren Stil, und bat den Verlag, sie den Roman verschönern zu lassen. Damit war ich in der einmaligen Lage, direkten Einfluss auf die Wahl der Motive und die Gestaltung zu haben.
Karin Graf wurde 1976 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur an einer Kunstschule absolvierte sie eine Ausbildung zur Theaterplastikerin und arbeitete eine Zeitlang bei einer Designagentur, ehe sie ein Ägyptologiestudium aufnahm.
Oliver: Hallo Karin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast. Ich habe Deine Zeichnungen das erste Mal gesehen, als Ulrich Drees und ich gerade am „Narnia“-Rollenspiel arbeiteten und der Verlag auf der Suche nach Illustratoren war. Wenn ich mich recht erinnere, hat ein gemeinsamer Freund dann den Kontakt hergestellt — weißt Du noch, wie das aus Deiner Perspektive war?
Karin: Ja, so ungefähr. Das war Hans-Peter. Wir kennen uns noch von der Schule und vom gemeinsamen Fantasy-Rollenspiel (DSA). Er hat mir erzählt, dass jemand aus dem Creative-Writing-Kurs Illustratoren sucht und mir den Tipp gegeben, mich mal bei dem Verlag zu bewerben. Das habe ich getan. Irgendwie sollte ich dann mal ein, zwei Probezeichnungen anfertigen. Danach war eine Zeit lang Funkstille, bevor man wissen wollte, was ich für eine Bleistiftzeichnung denn so haben möchte. Ich habe vielleicht mit maximal 20 Zeichnungen gerechnet. Aber als es dann hieß, ich darf das ganze Buch illustrieren, wäre ich fast vor Freude durch die Decke gesprungen.
O: Mir gefiel Dein Stil sofort, weil er sehr realistisch, aber vielleicht gerade ein bisschen idealisiert ist — wie man sich als Fantasyfan und Rollenspieler seine Welten und Charaktere eben häufig vorstellt. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Brendow für Dich gestaltet?
K: Danke! 🙂 Ich habe früher immer Schwierigkeiten mit der Vorstellung gehabt, nach Auftrag zu zeichnen, und hatte mir so etwas sehr trocken vorgestellt, aber die Zusammenarbeit mit den Leuten vom Verlag war sehr locker und angenehm. Das positive Feedback zwischendurch hat mir enorm geholfen am Ball zu bleiben, da es natürlich durch den Zeitdruck sehr stressig war und viel Disziplin gefragt war … Ich möchte dazu auch noch sagen, dass mir die Arbeit mit Dir sehr viel Spaß macht, und ich immer wieder für zukünftige Projekte zusagen würde.
O: Pass auf, worum Du bittest … 😉 Ich als Autor musste mich jedenfalls erst lange in die Romane von C.S. Lewis einarbeiten, bis ich glaubte, ein gutes Gespür für den Flair seiner Welt zu haben — wie war das für Dich?
K: Na ja, Narnia ist nicht unbedingt mein Fandom … Ich hatte die Bücher vorher gar nicht gekannt und den Film nur mit halben Augen gesehen … Ich habe mir dann aber die Hörbücher besorgt und mich, während ich gezeichnet habe, damit berieseln lassen. Das hat mich in die richtige Stimmung versetzt. Außerdem bin ich Rollenspielerin. Daher fällt es mir relativ leicht, mich in Fantasy-Welten hineinzudenken. Auch habe ich einen relativ genauen „Wunschzettel“ erhalten, für Szenen, Landschaften und wie bestimmte Figuren auszusehen haben.
O: Ich fand die Bilder absolut umwerfend, und qualitativ besser als sehr vieles, was in großen Rollenspielsystemen gedruckt worden ist. Es ist wirklich schade, dass sie teilweise nur sehr klein reproduziert wurden, und dass das Rollenspiel dann so schnell eingestellt wurde. Ich war zwar auch nie ein Riesenfan — aber ich habe diese Welt während der Arbeit sehr lieb gewonnen. Und ich bin immer noch der Ansicht, dass unser Regelwerk das umfassendste Kompendium zur Welt von C.S. Lewis im deutschsprachigen Raum darstellt.
K: Danke, das tut immer wieder gut zu hören! Ja, so ähnlich ging es mir auch. Man gewinnt Narnia sehr schnell lieb. Und ich durfte ja auch mal bei einem Probespiel dabei sein.
O: Schrecklich viele Probespiele, das kann ich heute ja gestehen, gab es auch nicht …
K: Besonders die Tiercharaktere mochte ich und hatte Freude daran, sie zu zeichnen … Weshalb die Bilder so winzig gedruckt wurden, kann ich ebenfalls nicht verstehen. Aber so besonders schlimm finde ich es nicht. Wenn man Bilder verkleinert, sehen sie nämlich immer feiner bzw. besser aus …
O: Stimmt. Das ist mir bei meinen bescheidenen Illustrationen auch schon oft aufgefallen …
K: Woran genau lag es eigentlich, dass das RPG so schnell eingestellt wurde? Ich habe mal von jemandem gehört, dass es am ungewöhnlichen Format gelegen haben könnte, da die meisten RPG-Bücher in A4 erscheinen. Ich fand es in Grunde sehr praktisch, dass es Romangröße hat. Kurz nachdem es erschien, bin ich auf Grabung in Stillfried gewesen und habe dort einer Freundin bei einem Tagesausflug nach Wien in einem Rollenspielladen das Buch zeigen können. Das hat mich echt stolz gemacht. Es ist wirklich schade, dass man es nun nicht mehr verkauft.
O: Na, man kann es immer noch kaufen, billiger denn je sogar. Die Erstauflage sind wir glaube ich nie los geworden, und es kursieren sicher auch einige Exemplare Second Hand. Vielleicht wird es ja irgendwann mal viel wert …? Dass es an der Größe lag, glaube ich eigentlich nicht. Der normale Buchhandel dürfte bei diesem Buch wichtiger gewesen sein als die wenigen Rollenspiel-Fachgeschäfte, die es noch gibt. Mein Eindruck war ehrlich gesagt, dass das Projekt umgehend starb, sobald die Lektorin, die es betreut hatte, in den Mutterschutz ging. Im nächsten Katalog, den man mir schickte (!), tauchte es nicht mal mehr in der Backlist auf. Meines Erachtens wurde es einfach verschlafen … Es bleibt damit wohl eine schöne Erinnerung und ein Sammlerstück für Fans.
Mehr von Karins Bildern für „Narnia“ kann man in ihrem Facebook-Album sehen.
Nächste Woche: Karins Plastiken und ihre Illustrationen für den Roman. Außerdem der letzte Buchstabe des Gewinnspiels!
Newsticker: Die vorab angekündigten Lesungstermine sind im Wesentlichen richtig. Details TBA.
Gewinnspiel Woche 7: Der heutige Buchstabe ist der fünfte Buchstabe des Lösungsworts.
So findet ihr ihn: Der gesuchte Buchstabe ist der neunte Buchstabe der Convention, auf der ich letztes Jahr Peter S. Beagle traf (nach wie vor gilt: Alle Antworten gibt es hier im Blog. Ihr müsst nichts googeln!)
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[…] Torsten Low, Uschi Zietsch, natürlich WerkZeugs und und und. Ich habe meine Illustratorin Karin Graf in der Menge getroffen, dazu viele alte Freunde, Schriftstellerkollegen und Teilnehmer meiner […]