Eolyn

by Tausenddorn

Wie bereits erwähnt, gibt es drei nichtmenschliche Völker im Zweiringeland. Über Faune habe ich bereits eine Menge erzählt. Über die Timei werde ich das vielleicht noch tun — andererseits, was gibt es mehr zu sagen als „everything’s better with cat people“? Heute aber geht es um Eolyn.

Von allen „Tolkien-Völkern“, die für mich den Reiz des Genre „Fantasy“ definiert haben, sind Elfen diejenigen, von denen mir der Abschied am schwersten fiel. Vielleicht bringen sie und die Art, wie sie im „Herrn der Ringe“ eingeführt werden (ich denke hier an Sam Gamdschie und seinen Wunsch, Elben zu sehen) an ehesten die Fantasy-typische Sehnsucht nach dem „Anderen“ zum Ausdruck, das sich dann meist über eine Handvoll repräsentativer Figuren in der Gruppe („der Zwerg“, „der Elb“ usw.) personifiziert.

Ich habe mich aber bald dagegen gesträubt, sie einfach nur als „schöner“ oder gar „besser“ als Menschen wahrzunehmen. Elfen werden wie alle Charaktere interessanter, wenn sie auch Fehler besitzen — natürlich sind sie Patrizier, Celebs, „beautiful people“, Ikonen, aber gerade deshalb laden sie auch dazu ein, deren typische Schwächen aufzuzeigen: ihren Hochmut, ihre Einsamkeit, ihre Abgründe, und die Schuld, die sie in ihrer Überheblichkeit vielleicht auf sich geladen haben oder vielleicht auch damit zu überdecken suchen. Sie sind damit also keinesfalls „mehr“ als Menschen, sondern eher sogar „weniger“ — schärfer vielleicht — lebende Verweise auf eine bestimmte, letztlich sehr menschliche, Erlebniswelt. Und als solche wollte ich sie nicht missen.

Brauchte es also nur noch einen Namen. Man mag „Eolyn“ als wenig originellen Verschleierungsversuch betrachten, aber der Klang des Wortes gefällt mir. Es entstand aus den Ellyllon der walisischen Mythologie, auf die ich bei der Recherche nach Elfen- und Feenwesen gestoßen war, „the souls of the ancient Druids, which, being too good for hell, and not good enough for heaven, are permitted to wander upon earth till the judgment day, when they will be admitted to a higher state of being.“ Und das fand ich sehr passend.

Als Abschluss meiner Reihe alter Bilder gibt es heute noch Lesardre. Auch dieses Bild muss irgendwann Mitte der Neunziger entstanden sein; auch er begann einmal als Rollenspielcharakter, und hatte sicherlich mehr mit Elric als mit Legolas gemeinsam. Über seine Rolle im „Licht …“ möchte ich noch nicht zu viel verraten; aber ich würde ihn nach April, Janner, Sarik und Cassiopeia als fünfte Hauptfigur bezeichnen, auch wenn es nur sehr wenige Szenen gibt, die wirklich aus seiner Perspektive geschildert sind.

Auch Eolyn, um diesen Kreis zu schließen, wirken in der Draufsicht vielleicht stärker als in der Innensicht.