Neues aus Amazonien
by Tausenddorn
Amazon war in den jungen Tagen des Internets eine der wichtigsten und wertvollsten Innovationen für mich. Zum Beispiel bekam ich dort endlich „Das Volk der Lüfte“ von Peter S. Beagle, nachdem ich lange vergeblich durch die Antiquariate der Region getingelt war. Auch schätze ich die Vielfalt und den Kundenservice der Plattform.
Mit dem Cloud Player hat es Amazon aber erstmals geschafft, mich vor den Kopf zu stoßen — und immer neue Beiträge werfen ein fragwürdiges Licht auf den Umgang des Konzerns mit seinen Mitarbeitern. Nachdenklich geworden durch diesen Artikel auf Papiergeflüster habe ich mir dann nach reiflicher Überlegung auch keinen Kindle gekauft, sondern einen Reader, der das offene Epub-Format unterstützt.
Dennoch ist Amazon im Internetbuchhandel nach wie vor das Maß aller Dinge. Ich kaufe immer noch regelmäßig auf Amazon ein. Und irgendwie werden die eigenen Bücher ein Stückchen realer, sobald sie auch auf Amazon eingestellt sind — so wie nun auch das „Licht hinter den Wolken“.
(Und ja, ich verdiene ein paar Cent daran mit, wenn ihr es über diesen Link hier bestellt.)
Ich begrüße es aber auch ausdrücklich, wenn ihr es einfach im März in der Buchhandlung eures Vertrauens ersteht.
Gewinnspiel Woche 1: Der heutige Buchstabe ist der sechste Buchstabe des Lösungsworts.
Hier findet ihr ihn: Im Gastgespräch mit Fabienne Siegmund. Der gesuchte Buchstabe ist der erste Buchstabe des ersten Links im Text, der zu einem von ihr herausgegebenen Buch führt.
Amazon kann sowohl für Autoren als auch für Käufer etwas Trügerisches sein – man hat direkt den Eindruck von Allgemeingültigkeit. Man kann die Verkaufsstatistiken als Autor einsehen, man wird über die neuesten Rezensionen informiert – dass es oftmals keine Rezensionen sind, sondern Momentaufnahmen von Befindlichkeiten, zeigt sich häufig dann, wenn z.B. eine DVD schlecht bewertet wurde, weil die vermeintlich schicke Box aus Pappe war, oder weil der Versand über Hermes lief statt über die Post. Der Eindruck, etwas Objektives serviert zu bekommen, trügt. So sieht es natürlich auch mit den Verkaufszahlen aus – rasch tendiert man dazu, anzunehmen, dass die Amazonverkaufszahlen ein bisschen hochgerechnet wohl mehr oder weniger den tatsächlichen Erfolg des Buches zeigen. Der Kindle und das entsprechende Format verengen das alles noch mehr und lassen den Blick noch weiter vom lokalen Buchhandel abschweifen. Ich will amazon nicht verteufeln, auch ich freue mich über gute Verkaufszahlen und nette Rezensionen und über ein Portal, in dem ich zumindest bei Elektronikartikeln zu allererst nachsehe. Bücher bestelle ich – als ehemalige Buchhändlerin – weiterhin in der Buchhandlung meines Vertrauens. 😉
Bei DVDs und Musik habe ich nur noch die Wahl zwischen Großkonzernen wie Media Markt, Saturn und amazon – beim Buchhandel würde ich es noch stärker vermissen, wenn es irgendwann nur noch die Alternative zwischen großen Buchhandelsketten wie Thalia und Mayersche und amazon gäbe. Gerade die Kleinen lassen auch mal einen kleinen Autor lesen oder setzen sich auch mal engagiert für ein Buch ein, das nicht auf der Bestsellerliste steht.
Schöne Grüße
Judith
Dass der Verkaufsrang auf Amazon trügerisch sein kann, ist mir sehr im Vergleich meiner bei Feder&Schwert erschienenen Bücher und der „Magier“ aufgefallen: Deren Verkaufsrang war oft schlechter als beispielsweise der des „Kristallpalasts“, gleichzeitig wurden aber deutlich mehr Exemplare über den Buchhandel verkauft, zu dem Klett-Cotta natürlich die bessere Anbindung hat.
Und Bewertungen von Büchern auf Amazon haben KEINE Aussagekraft. Muss man gerade vom literaturwissenschaftlichen Standpunkt aus wirklich mal sagen 🙂
Eine gute Alternative für mp3s ist 7digital.de. Die meisten meiner Amazon-Einkäufe sind mittlerweile auch Elektronik.
PS Hat Dein Blog eigentlich einen Feed, und ich finde ihn bloß nicht, oder …?