Neu als Taschenbuch
Vor wenigen Tagen ist „Das Licht hinter den Wolken“ in der neuen Taschenbuchreihe der Hobbit Presse erschienen. Allen Lesern, denen Hardcover zu teuer sind, sei dieses Ausgabe des Buchs ans Herz gelegt.
Abgesehen vom neuen Cover (das für meinen Geschmack zu sehr nach YA aussieht — und das ist „Das Licht hinter den Wolken“ nicht) gab es auch ein paar minimale Änderungen im Inhalt: Die Widmung ist nun auf Deutsch, die Weltkarte zweigeteilt am Ende des Buchs (was es erforderlich machte, die Abschlussillustration von S. 681 direkt unter den Text zu ziehen). Außerdem wurden zwei Tippfehler korrigiert.
Die wichtigste — und für mich begrüßenswerte — Änderung betrifft die vorletzte Szene des Romans. Weshalb mir diese Änderung wichtig war, können wahrscheinlich nur Leser nachvollziehen, die das Buch bereits kennen, und an diese richtet sich dieser Beitrag auch — damit sie wissen, was sie sich beim Lesen der Hardcoverfassung dazudenken können, wenn sie das möchten. Für alle anderen mag die Änderung eher nichtssagend klingen. Dennoch der Hinweis an Neuleser: Wer nicht wissen will, was am Ende des Buchs welche Figuren noch zueinander sagen und wer da noch auftaucht, sollte hier nicht weiterlesen.
Es gilt also: Spoilerwarnung!
Im Hardcover heißt es auf Seite 676:
»So muss es wohl sein«, sagte Tausenddorn und klopfte ihm abermals auf die Schulter. »Ist ja auch ein recht häufiger Name. Wisst Ihr, das ist genau, was ich an den Leuten so schätze: nicht, dass sie große Schwertkämpfer sind oder Wunder vollbringen … oder weiß der Kuckuck was sie sonst noch von sich, von mir oder der Welt erwarten. Sondern ihre Fähigkeit, sich immer neue Geschichten über sich selbst zu erzählen. Was immer Ihr tut – hört nicht damit auf.«
Janner nickte, dann legte er das Schwert wieder nach hinten, wo April auf ihrem Lager aus Stroh friedlich schlief. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, ihre Augenlider flatterten leicht, und er fragte sich, was sie wohl träumte. Dann blickte er wieder nach vorn.
Der Befreier des Nordens und die Prophetin grüßten ein letztes Mal, dann ritten sie auf den linken der beiden Wege, nach Teveral. Janner aber lenkte seinen Wagen nach rechts, nach Fængos. Das Maultier trottete los, er hängte die Leine ein, und nach einer Weile konnte man von seinem Weg das einfache Lied einer Flöte hören.
Und im Taschenbuch heißt es nun:
»So muss es wohl sein«, sagte Tausenddorn und klopfte ihm abermals auf die Schulter. »Ist ja auch ein recht häufiger Name. Wisst Ihr, das ist genau, was ich an den Leuten so schätze: nicht, dass sie große Schwertkämpfer sind oder Wunder vollbringen … oder weiß der Kuckuck was sie sonst noch von sich, von mir oder der Welt erwarten. Sondern ihre Fähigkeit, sich immer neue Geschichten über sich selbst zu erzählen.«
Und mit diesen Worten grüßten der Befreier des Nordens und die Prophetin ein letztes Mal und ritten auf den linken der beiden Wege, nach Teveral. Janner schaute ihnen nach, dann legte er das Schwert wieder nach hinten, wo April auf ihrem Lager aus Stroh friedlich schlief. Er strich ihr das Haar aus der Stirn, und da kam sie kurz zu sich und blinzelte ihn an. »Ich habe geträumt«, flüsterte sie.
»Hör nicht damit auf«, sagte er und streichelte ihre Wange. Sie lächelte, schloss die Augen und war kurz darauf wieder eingeschlafen.
Janner blickte nach vorn. Dann ließ er das Maultier lostrotten und lenkte seinen Wagen nach rechts, nach Fængos. Er hängte die Leine ein, und nach einer Weile konnte man von seinem Weg das einfache Lied einer Flöte hören.
Ich hatte mit dieser Alternativfassung bereits geliebäugelt, als ich die Druckfahnen des Hardcovers durchsah. Ich entschied mich damals dagegen, weil diese kurze Interaktion zwischen April und Janner etwas unvermittelt den Fokus der Szene verschiebt. Irgendwann — zu spät für das Hardcover — überwog aber das Bedürfnis, April am Ende noch einmal aufwachen zu lassen: damit sie nicht völlig wortlos aus der Handlung scheidet; damit der Leser versichert ist, dass es ihr gut geht; und um anzudeuten, dass sie die folgende Schlussszene (mit Sarik) tatsächlich erlebt, und sei es nur als Traum, und dieser Traum (je nachdem, wie man das zyklische Ende deutet) niemals endet.
Verschiedene Leser in meiner ersten Leserunde zu dem Buch hatten mich darin bestätigt, dass dies die bessere Wahl sein könnte, und als ich von der geplanten Taschenbuchausgabe erfuhr, nutzte ich die Gelegenheit, das zu ändern. Man sieht also: Manchmal haben Lesermeinungen noch Einfluss auf ein Buch — selbst nach Erscheinen und ausgerechnet im Print (das E-Book ist weiter mit der alten Fassung identisch).